Bergauf - Bergab in den deutschen Mittelgebirgen
Letzte Aktualisierung: 30.05.2023
© Erich Arndt
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Mittelgebirge
Im Reisetagebuch geblättert
(Sonntag, 21.05.2023 / Montag, 22.05.2023)
Kleiner Grenzverkehr zwischen Schwarzkopf und Kreuzfelsen
Wer
einen
gemütlichen
und
sehr
ruhigen
altbayerischen
Luftkurort
sucht,
der
ist
im
Oberpfälzischen
Städtchen
Waldmünchen
genau
richtig.
Als
Quartier
für
die
geplanten
Wanderungen
im
Oberpfälzer-
und
Böhmischen
Wald
haben
wir
uns
das
Wellnesshaus
Waldmünchen
ausgesucht.
Das
erste
Wanderziel
ist
der
König
des
Böhmischen
Waldes
in
Tschechien.
Die
Rede
ist
vom
1.042
m
hohe
Čerchov
(Schwarzkopf).
Der
Berg
ist
die
höchste
Erhebung
in
der
Region
um
Waldmünchen
und
ein
beliebtes
Ausflugsziel
für
Wanderer
beiderseits
der
deutsch-tschechischen
Grenze.
Nach
dem
morgendlichen
Prozedere
fahren
Brigitte
und
ich
zunächst
mit
dem
Auto
vom
Hotel
bis
zum
Wanderparkplatz
Keilbügerl.
Gegen
9:00
Uhr
sind
die
Rucksäcke
geschultert,
die
Wanderung
beginnt.
Die
Aussicht
auf
die
Stadt
endet,
denn
es
geht
schon
bald
entlang
des
ansteigenden
Čerchov-Steigs
in
den
Wald.
Der
Pfad
ist
naturbelassen
und
trägt
die
Bezeichnung
Wm9
auf
weiß-rotem
Untergrund.
Wir
wandern
über
Stock,
Stein
und
Wurzeln
und
kreuzen
einige
Forststraßen.
Auch
ohne
GPS
kann
man
sich
nicht
verlaufen,
denn
an
mehreren
Stellen
sind
Wegweiser
aufgestellt.
Nach
einer
knappen
Wanderstunde
ist
der
Grenzübergang
nach
Tschechien
erreicht.
Ein
Unterstand
und
diverse
Schilder
sind
am
breiten
Waldweg
zu
finden,
der
ins
Nachbarland
führt.
Als
weitere
Orientierung
gibt
es
nun
weiß-gelb-weiße
Markierungen.
Stetig
führt
der
Forstweg,
der
bald
in
einen
Pfad
mündet
und
über
einen
Bach
führt,
bergan.
Die
Natur
entfaltet
sich
und
wird
üppiger.
Aus
diesen
Wäldern
sollen ja
auch
einige
von
Grimms
Märchen
stammen,
und
tatsächlich
hat
der
Wald
auch
heute
noch eine
etwas
mystische
Ausstrahlung.
Der
weiterführende,
ansteigende
Pfad
zum
Čerchov
ist
nun
weiß-grün-weiß
gekennzeichnet.
Auf
dem
Weg
liegt
der
1.008
m
hohe
Geröllberg
Na
Skalce
(Steingarten),
der
in
Augenschein
genommen
wird.
Wenig
später
geht
es
auf
einer
breiten
Betonplattenstraße
weiter,
die
direkt
hinauf
zum
Plateau
des
Čerchov
führt.
Die
Uhr
zeigt
10:30
Uhr.
Wir
sind
1:30
Std.
gewandert
und
haben
eine
Wegstrecke
von
7,00
km
zurückgelegt.
Nach
der
Ankunft
wird
zuerst
der
Gipfel
aufgesucht.
Er
ist
mit
einer
Stange
im
Felsen
markiert
und
befindet
sich
rechts
vom
Aussichtsturm.
Danach
steigen
Brigitte
und
ich
den
24
m
hohen
steinernen
Turm
hinauf.
Der
Kurz-Turm,
wie
er
auch
genannt
wird,
ist
wesentlich
kleiner
als
der
in
der
Nähe
stehende
ehemalige
Militärturm,
der
in
Zeiten
des
Kalten
Krieges
als
Abhörstation
und
zur
Luftüberwachung
genutzt
wurde.
Inzwischen
nagt
an
allen
Gebäuden
hier
oben
der
Zahn
der
Zeit.
Zur
Belohnung
der
129
gestiegenen
Stufen
gibt
es
einen
grandiosen
Rundumblick,
der
über
das
Bayerisch-Böhmische
Grenzland
und
wenn
auch
nur
schwach
zu
sehen,
bis
zu
den
Alpen
führt.
Die Turmbesteigung kostet 1 €.
Jeder
Cent
ist
es
wert
hinaufzusteigen
und
in
die
Ferne
zu
sehen,
zumal
dem
Besucher
noch
eine
Postkarte
mit
einer
Grafik
der
umliegenden
Berge
und
Orte
geschenkt
wird.
Nach
dem
Abstieg
wird
der
kleine
Ausschank
besucht,
der
neben
dem
Turm
zu
finden
ist.
Wir
lassen
uns
das
tschechische
Bier
und
den
Böhmischen
Kuchen
schmecken.
Das
Kasino
der Militäranlage ist geschlossen und dümpelt vor sich hin.
Gut
gestärkt
geht’s
retour
zum
Grenzübergang
nach
Bayern.
Zuvor
nehmen
wir
noch
das
Gipfelkreuz
in
Augenschein,
dass
sich
unterhalb
des
Gipfelplateaus
auf
einer
Bergwiese
befindet.
Auf
dem
Rückweg
machen
wir
einen
Schlenker
und
kommen
am
Brunnhäusl
vorbei,
einer
Ruine, an der in unmittelbarer Nähe eine Quelle entspringt.
Etwa
100
m
hinter
der
Grenze
folgen
Brigitte
und
ich
dem
Wegweiser,
der
zur
Bildbuche
führt.
Der
Name
leitet
sich
von
einem
Heiligenbild
ab,
das
an
seinem
Stamm
befestigt
ist.
Die
unweit
von
der
Buche
stehende
Metallskulptur
„
Familie
Wasserhahn
“
ist
sehenswert.
Über
einen
Forstweg
geht
es
nun
weiter
zur
Teufelsbrücke.
Neben
einem
Wasserrad
und
einem
Unterstand
ist
dort
der
Teufel
wahrhaftig
in
Form
einer
Skulptur
mit
drei
goldenen
Haaren
und
einem
Flammenwerfer!
zu
sehen.
Der
Beschilderung
nach
Waldmünchen
folgend
führt
die
Wanderung,
nach
einer
Rast,
weiter
bis
zum
Kohlenmeiler.
An
diesem
Ort
wird
einmal
im
Jahr
ganz
traditionell
Holzkohle
hergestellt.
Vorort
erklärt
eine
Infotafel
den
Vorgang.
Sehenswert
sich
die
kunstvoll
gefertigten
Skulpturen
Eule
und
Wolf
aus
Metall.
Die
Tour
endet,
wo
sie
begann,
am
Wanderparkplatz Keilbügerl.
Wanderung auf alten Schmugglerpfaden
Nachdem
am
Sonntag
der
Čerchov
unter
die
Sohlen
genommen
wurde,
ist
am
Montag
eine
Tour
rund
um
das
Bergmassiv
des
Gibacht
und
die
Besteigung
des
Kreuzfelsen
(938
m),
der
höchsten
Erhebung
des
Mittelgebirges
Oberpfälzer
Wald
auf
deutscher
Seite,
geplant.
Die
Wanderung
startet
gegen
9:00
Uhr
am
Berggasthaus
Gibacht.
Auf
leicht
ansteigenden
Weg
geht
es
zuerst
in
nördliche
Richtung.
Nach
20
Minuten
ist
der
Pfennigfelsen
erreicht.
Dort
kann
man
hinter
einem
Stein-Türchen
am
Felsen
eine
Münze
hinterlegen.
Wer
das
macht
(Brigitte
hat
es
getan)
trägt
die
Hoffnung
in
sich
an
diesen
Ort
mal
wieder
gesund
zurückzukehren.
Der
weitere
Weg
schleicht
sich
auf
einem
alten
Schmugglersteig
zur
Landesgrenze
nach
Tschechien
hin.
Dort
befindet
sich
eine
Unterstellhütte
und
der
Drei-Wappen-Felsen.
In
den
Felsen
sind
die
Wappen
des
Kurfürstentums
Bayern
(CB),
des
Königreiches
Böhmen
(KB)
und
des
Herzogtums
Pfalz
(HP)
mit
der
Jahreszahl
1766
eingemeißelt.
Das
Jahr
erinnert
an
die
Abmarkung
der
Grenze
zwischen
Bayern
und
Böhmen.
Grundlage
hierfür
war
der
Grenzvertrag,
den
die
österreichische
Kaiserin
Maria
Theresia,
die
damals
zugleich
Königin
von
Böhmen
war,
und
der
bayerische
Kurfürst
Max
III.
Joseph
ausgehandelt
hatten.
Die
Streitigkeiten
über
den
genauen
Grenzverlauf
wurden
damit
unblutig
beendet.
Das
nächste
Highlight
unserer
Wanderung
ist
der
Kreuzfelsen
(938
m).
Nach
kurzer
Kraxelei
sind
Brigitte
und
ich
oben.
Nach
dem
Eintrag
in
das
Gipfelbuch
wird
die
schöne
Aussicht
nach
Osten
in
das
Böhmische
Land
genossen.
Ob
ein
Kreuz
auf
einem
Berggipfel
stehen
sollte,
darüber
kann
man
verschiedener
Auffassung
sein.
In
Reinhold
Messner
hat
das
Gipfelkreuz
seinen
erbittertsten
Gegner
gefunden:
„
Humbug
“
seien
die
Markierungen.
Die
Kreuze
würden
die
Gipfel
für
religiöse
Zwecke
instrumentalisieren
und
missbrauchen.
Die
Berge
aber
gehören
der
ganzen
Welt
–
und
nicht
nur
einer
Weltanschauung,
so
der
Bergsteiger.
Er
plädiert
darum
die
Gipfel
von
den
Kreuzen
zu
befreien
und
leer
zu
halten.
Für
andere
Bergfreunde
steht
das
Kreuz
für
das
Erreichen
eines
Ziels,
für
ein
populäres
Fotomotiv
oder
schlicht
für
die
Markierung
einer
Erhebung.
Aber
wie
kam
der
Gipfel
eigentlich
zum
Kreuz?
Die
ersten
Gipfelkreuze
wurden
bereits
im
späten
13.
Jh.
errichtet,
gehen
also
auf
eine
über
700
Jahre
alte
Idee
zurück.
Ihren
Siegeszug
verzeichnen
die
sie
naturgemäß
in
den
katholisch
geprägten
Regionen
der
Alpen.
In
Italien
finden
sich
zudem
auch
Madonna-Statuen
auf
den
Gipfeln
und
im
Himalaja
sind
es
Gebetsfahnen.
Dem
Gipfelkreuz
kommt
jedoch
nicht
ausschließlich
eine
religiöse
Symbolik
zu.
Im
16.
Jahrhundert
fungierten
die
Kreuze
auch
als
Markierung
von
Alm-
und
Gemeindegrenzen.
Mit
dem
Erstarken
des
Alpinismus
im
19.
Jh.
wurden
die
Kreuze
im
Rahmen
der
Gipfel-Vermessungen
auch
zu
Zeichen
der
Aufklärung:
Mit
Blitzableitern
und
wissenschaftlichen
Messinstrumenten
ausgestattet,
symbolisierte
das
Gipfelkreuz
mithin
mehr
eine
Verneigung
vor
den
menschlichen
Errungenschaften
als
vor
Gott.
Erst
im
20.
Jh.
fand
das
Gipfelkreuz
zu
seiner
rein
religiösen
Bedeutung
zurück.
Das
Ende
des
2.
Weltkriegs
läutete
die
Blütezeit
der
Gipfelkreuze
ein.
Sie
wurden
einerseits
in
Gedenken
an
Kriegsgefallene
und
andererseits
zum
Dank
für
überlebende
Heimkehrer
errichtet.
Letztendlich
liegt
der
Umgang
mit
Symbolen
in
unserer
Hand.
Wir
können,
müssen
aber
keine
religiöse
Botschaft
im
Gipfelkreuz
erkennen.
Ganz
gleich,
ob
am
Gipfel
nun
Kreuze,
Gebetsfahnen
oder
Steinmännchen
stehen:
Es
liegt
an uns, ihre Bedeutung zu interpretieren.
Nach
dem
Kreuzfelsen
geht
es
bis
zur
südlichen
Dominante
des
Gibacht
weiter:
Das
Reiseck
mit
dem
gläsernen
Gipfelkreuz.
Die
Aussicht
dort
gleicht
einem
Panorama,
in
dem
die
Stadt
Furth
im
Wald
und
zahlreiche
Dörfer
eingebettet
sind.
Ein
Kranz
von
Bergen
mit
dem
Höchsten
des
Bayerischen
Waldes,
dem
Arber,
rahmt
das
Ganze ein.
Unser
Wanderweg
wendet
sich
nun
nach
Westen
und
führt
zu
einem
schroffen
Felsrücken,
dem
Tannenriegel.
Auf
seinem
höchsten
Punkt
befindet
sich
ein
etwa
3,5
m
hoher
Turm,
der
„
Leuchtturm
der
Menschlichkeit
“.
Er
ist
der
Versöhnung
zwischen
den
Völkern
und
ihren
unterschiedlichen
Religionen
gewidmet.
In
den
Turm
wurden
Steine
aus
der
ganzen
Welt
vermauert.
Der
Glaskünstler
und
Wirt
des
Gasthauses
Gibacht
Ralph
Wenzel
(*17.02.1959
–
+13.01.2012)
war
der Erbauer des Turmes.
Auch
hier
gibt
es
eine
traumhafte
Aussicht
in
die
Weite
des
oberpfälzischen
Hügellandes.
Mit
tiefen
Landschaftseindrücken
wandern Brigitte und ich zurück zum Berggasthaus Gibacht.
Die deutschen Mittelgebirge und ihre Gipfel
OBERPFÄLZER WALD
Geografie:
Der
Oberpfälzer
Wald
,
tschechisch
Český
les
(Böhmischer
Wald),
ist
ein
nord-
südlich
verlaufendes
Mittelgebirge
zwischen
Bayern
und
Tschechien.
Im
Norden
grenzt
es
ans
Fichtelgebirge
und
dem
Steinwald,
im
Süden
an
den
Bayerischen
Wald.
Die
höchsten
Erhebungen
sind
der
Čerchov
(Schwarzkopf)
auf
der
tschechischen
und
der
Kreuzfelsen
auf
der
deutschen
Seite
des
Gebirges.
Aufstiegs- und Abstiegsroute:
1
.
Die
Tour
zum
Čerchov
starte
am
Wanderparkplatz
Keilbügerl
in
Waldmünchen. Sie ist als Rundtour angelegt (siehe GPS-Track).
2
.
Die
zweite
Wanderung
startet
und
endet
am
Berggasthaus
Gibacht.
Die
Rundwanderung ist ca. 7 km lang (siehe GPS-Track).
Anstrengung:
Mittelschwere
Wanderung.
Gute
Grundkondition
erforderlich.
Überwiegend
gut begehbare Wege. Trittsicherheit erforderlich.
Ausrüstung:
Wanderausrüstung; festes Schuhwerk; ggf. Wetterschutzkleidung,
Personalausweis (Grenzgebiet).
Gefahren:
Keine.
Wanderung zum Cerchov
Gefahren:
Wanderung zum Kreuzfelsen